Der diesjährige Preis geht an Professor Dr. Johannes Buchmann, Dr. Maximilian Haider, Professor Dr. Harald Rose und Professor Dr. Knut Urban.
Professor Dr. Johannes Buchmann (Technische Universität Darmstadt und Mitgründer der Firma FlexSecure GmbH) für seine Forschungsarbeiten zur langfristigen Sicherheit elektronischer Signaturen und deren praktische Umsetzung. Elektronische Signaturen sind das elektronische Äquivalent zur eigenhändigen Unterschrift in der Computer-Welt, eine Art digitales Siegel. Die elektronische Signatur bestätigt die Echtheit eines Dokuments. Elektronische Signaturen spielen heute eine zentrale Rolle in der Computersicherheit. So wird beispielsweise die Sicherheit von Homebanking-Anwendungen oder Gesundheitskarten durch elektronische Signaturen gewährleistet. Auch die Authentizität automatischer Updates von Betriebssystemen wird dadurch gewährleistet. Wer die elektronischen Signaturen fälschen kann ist in der Lage, fast alle Computer dieser Welt lahm zu legen. Die Arbeiten von Professor Buchmann zeigten, dass die Sicherheit der wichtigsten weltweit verwendeten Signaturverfahren nicht garantiert ist: Eine einzige neuartige mathematische Idee kann schlagartig alle elektronischen Signaturen unsicher machen. Deshalb widmete er sich der Erfindung, Erforschung und Implementierung alternativer Signaturverfahren. Außerdem entwickelte er in einem Projekt FlexiPKI (Flexible Public Key Infrastruktur) Werkzeuge, um unsicher gewordene Signaturverfahren schnell gegen neue auszutauschen. Im Jahr 2000 gründete er mit anderen die FlexSecure GmbH, um seine Entwicklungen zu vermarkten. 2003 wurde seine Software FlexiTrust, die den schnellen Austausch kryptographischer Methoden unterstützt, in Kooperation mit T-Systems und dem Deutschen Zentrum für Künstliche Intelligenz bei der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post eingeführt und sichert damit alle qualifizierten Signaturen in Deutschland ab. Auch das Bundesamt für die Sicherheit in der Informationstechnik verwendet FlexiTrust für die Zertifizierung der ab 2006 gültigen Reisepässe.
Dr. Maximilian Haider (CEOS GmbH, Heidelberg), Professor Dr. Harald Rose (früher Institut für Angewandte Physik der Technischen Universität Darmstadt), Professor Dr. Knut Urban (Direktor am Institut für Festkörperforschung des Forschungszentrums Jülich) für ihre gemeinsamen bahnbrechenden Arbeiten auf dem Gebiet der Elektronenoptik. Die für diese Technik eingesetzten elektromagnetischen Linsen weisen starke Abbildungsfehler auf, welche in Elektronenmikroskopen zu erheblichen Einschränkungen bei der erreichbaren Auflösung führen. Den drei Preisträgern ist es erstmals gelungen, ein elektromagnetisches Korrekturelement zu entwickeln und zu bauen, das ähnlich einer Brille die Abbildungsfehler der Objektivlinse eines Elektronenmikroskops korrigieren kann. Das von ihnen mit einem solchen Korrekturelement ausgerüstete kommerzielle Elektronenmikroskop erreicht atomares Auflösungsvermögen. Es erlaubt die Beobachtung von Atomarten, beispielsweise Sauerstoff, die bislang der Mikroskopie verschlossen waren und ermöglicht die Vermessung atomarer Strukturen auf besser als ein Milliardstel Zentimeter genau. Auf der Basis dieses Prototyps haben die großen Elektronenoptik-Firmen in Europa, Japan und den USA eine neue Generation von Elektronenmikroskopen entwickelt. Das aus der Arbeit der Preisträger hervorgegangene Startup-Unternehmen CEOS ist bislang der einzige und weltweit exklusive Lieferant der Korrektursysteme. Das Potenzial der neuen Gerätegeneration für Untersuchungen in der Mikro- und Nanotechnologie oder in den Materialwissenschaften wird für so hoch erachtet, dass in den letzten eineinhalb Jahren seit der Markteinführung nach vorsichtiger Schätzung von Professor Urban weit über hundert Geräte dieser Art mit einem Wert von je 3 bis 4 Millionen Euro verkauft werden konnten.